Ein ganz besonderes Testflugzeug: Die A320 mit der Eurofighter-Nase startet zum Erstflug
Was fliegt denn da? Ungewöhnliche Flugobjekte sorgen schon seit jeher für Aufsehen. Und so dürfte es auch am 21. Januar 2025 in Braunschweig gewesen sein. Denn da konnten aufmerksame Beobachter über dem Flugplatz des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein ganz besonderes Flugzeug zum ersten Mal in Action sehen: die modifizierte A320 ATRA des DLR, die gerade ihren Erstflug absolvierte. ATRA steht für “Advanced Technology Research Aircraft”.
Was dieses Forschungsflugzeug so außergewöhnlich macht, ist seine “Nase”. Denn die ist keine, wie man sie sonst von normalen Airbus-A320-Verkehrsflugzeugen kennt. Die A320 ATRA ist mit der Nase eines Eurofighter-Kampfjets ausgestattet, die Airbus-Ingenieure aus Manching speziell für das Testflugzeug entwickelt und montiert haben.
Fliegender “Prüfstand” für neues Eurofighter-Radar
Doch warum braucht die A320 ATRA überhaupt eine neue Nase, und dazu noch die eines Kampfjets? “Wir betreiben das Flugzeug in enger Zusammenarbeit mit dem DLR und der Bundeswehr, um ein neues Radar für den Eurofighter zu testen und zur Reife zu bringen”, erklärt Thomas Hirsch, E-Scan-Radar-Projektleiter bei Airbus. Und dazu braucht das Testflugzeug eine entsprechende Frontpartie, um das sogenannte AESA-MK1-Radar (Active Electronically Scanned Array) unterzubringen.
Damit die A320 ATRA ihre neue Nase auch problemlos aufnehmen und sicher mit ihr fliegen kann, haben Ingenieure und Mechaniker von Airbus Defence and Space und Airbus Commercial Aircraft eine komplett neue Frontpartie entwickelt und die A320-Flugzeugzelle verstärkt. Alle Modifizierungen wurden in Übereinstimmung mit dem ordnungsgemäßen Verfahren des Inhabers der Musterzulassung, Airbus Commercial Aircraft in Toulouse, durchgeführt. Neben der Integration des neuen Bugs werden die Teams in einem nächsten Schritt auch umfangreiche Testausrüstung in der A320-ATRA-Kabine installieren, darunter einen maßgeschneiderten Eurofighter-Avionik-Prüfstand und die unterstützende Kühl- und Strominfrastruktur.
Längere Test-Zeit unter realen Bedingungen
Nach dem erfolgreichen Erstflug kann der Testbetrieb nun in diesem Jahr beginnen. Doch warum wird das neue Radar nicht direkt auf einem Eurofighter getestet? „Die A320 ATRA hat einen deutlich kürzeren Freigabeprozess und kann länger in der Luft bleiben als ein Eurofighter“, sagt E-Scan-Radar-Projektleiter Hirsch. Das bedeutet, dass die „Testzeit“ in einer realen Umgebung, also in der Luft, bei einer A320 erheblich früher, schneller und länger stattfinden kann. Diese Aspekte beschleunigen den Radarentwicklungsprozess erheblich.
Am Ende der Entwicklung soll das AESA-MK1-Radar dann in der neuesten Generation der spanischen „Halcón I“- und der deutschen „Quadriga“-Eurofighter zum Einsatz kommen - und den Kampfjet noch besser machen als er ohnehin schon ist. Das Radar wird die Fähigkeiten des Eurofighters bei Luft-Luft- und Luft-Boden-Operationen verbessern und darüber hinaus mit Funktionen für den elektronischen Kampf ausstatten.
Vor ihrem ersten Flug führte der modifizierte A320 ATRA Hochgeschwindigkeits-Rolltests durch.
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