Von ihrem Büro aus hatten René und Sebastian wahrscheinlich die beste Aussicht der gesamten Eielson Air Force Base. Als die Luftübung Arctic Defender begann, trennten sie nur eine Fensterscheibe und 200 Meter vom Geschehen, das sich direkt vor ihnen abspielte: Amerikanische, deutsche, französische und spanische Kampfjets starteten nacheinander in den Himmel über Alaska. Zeitweise waren bis zu 60 Militärflugzeuge gleichzeitig in der Luft, um für den Ernstfall zu üben: einen Angriff auf das Gebiet der NATO.

Office with a view Field Service Representative René on Eielson Air Force Base

Arctic Defender, das vom 8. bis 18. Juli 2024 in Fairbanks, Alaska, stattfand, war die erste Etappe einer der bisher größten Luftübungen. Pacific Skies zielt darauf ab, die Einsatzfähigkeit der NATO-Verbündeten zu stärken und zu beweisen, dass sie die Grundsätze einer regelbasierten internationalen Ordnung in einem Konflikt durchsetzen können. Acht deutsche Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ waren an der Aktion in Alaska beteiligt, die von der deutschen Luftwaffe geleitet wurde. Genau hier kamen René und Sebastian ins Spiel.

Unterstützung von Eurofighter-Piloten auf ihrer Mission

René ist Außendienstmitarbeiter des System Support Center Eurofighter (SSC EF), einer zivil-militärischen Kooperation zwischen Airbus (dem Hersteller des deutschen Eurofighters) und der deutschen Luftwaffe. Das SSC EF leistet seit 21 Jahren einen wichtigen Beitrag zur Einsatzbereitschaft der Eurofighter-Flotte Sebastian ist Hauptmann und Systemingenieur beim Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“, dessen Piloten den Eurofighter fliegen. Die beiden Männer mögen zwar unterschiedliche Arbeitgeber haben, aber wenn es um den Eurofighter geht, sind sie in einer gemeinsamen Mission unterwegs: Sie arbeiten Hand in Hand, „damit unsere Piloten ihre Einsätze wie geplant durchführen können“, wie die beiden sagen.

Eurofighter meets F-16 at Arctic Defender 24 | Copyright: Luftwaffe, Sherifa Kästner

René unterstützt das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ an seinem Heimatstandort in Nörvenich (Deutschland) und bei Einsätzen wie Arctic Defender. „Ich helfe Sebastian sowie den anderen Systemingenieuren und Technikern der deutschen Luftwaffe bei der Fehlersuche und -behebung im Zusammenhang mit den Eurofighter-Subsystemen für Radar und Selbstschutz. Wir ziehen dabei die Berichte der Piloten von ihren Einsätzen heran, sowie die Daten des Waffensystems. Es ist zwingend erforderlich, dass sowohl das Radar- und Verteidigungssystem zu jeder Zeit einwandfrei funktioniert.”

Sebastian hat die Aufgabe, die Subsystem-Spezialisten des Geschwaders zu unterstützen und „HLBA-Tätigkeiten” am Flugzeug durchzuführen. Das bedeutet im Wesentlichen, dass ein Laptop an das Flugzeug angeschlossen wird, um die Signale im Bus-System des Eurofighters zu überwachen. „Als Team arbeiten wir mit der Bodenunterstützung zusammen, um die Datenbank am Laufen zu halten und alle auftretenden Fehler zu bewerten, um sie zu beheben“, erklärt er.

Während der gesamten Übung standen René und Sebastian auch mit Renés Kollegen im System Support Center Eurofighter im deutschen Manching in Kontakt. Das SSC EF stellt technische und logistische Unterstützung während des Einsatzes, Software-Updates und landesspezifische Anpassungen bereit. Der User Help Desk und die Systemingenieure des SSC EF unterstützen die taktischen Eurofighter-Fluggeschwader und die beteiligten Parteien bei allen Fragen. All dies kam René und Sebastian während des Arctic Defender sehr gelegen.

Büro mit Ausblick

René und Sebastian teilten sich ein Büro auf der Eielson Air Force Base, von wo sie die wahrscheinlich beste Aussicht auf den Start der Übung hatten. „Hier haben wir die meiste Zeit unseres Arbeitstages verbracht, wenn wir nicht draußen bei den Flugzeugen waren“, sagt René. Unter anderem analysierten sie hier die Einsatz- und Flugzeugdaten, die ihnen von den Bordcomputern des Eurofighters übermittelt wurden. Anhand der Daten konnten sie prüfen, ob alles in Ordnung war oder ob etwas repariert werden musste.

Field Service Representative René (left) and German Air Force System Engineer Sebastian

Wie funktioniert diese Zusammenarbeit? „Es ist wirklich eine Symbiose zwischen Außendienstmitarbeitern wie René, Systemingenieuren wie mir und den Spezialisten von High Frequency. Wir lernen voneinander und tauschen unsere Ideen und Erfahrungen aus“, erklärt Sebastian. Und das klappt ganz gut, sagt René: „Ich habe eine sehr enge Beziehung zum Taktischen Luftwaffengeschwader 31 und fühle mich als Teil davon.“

Dank der akribischen und tadellosen Vorbereitung im Vorfeld von Arctic Defender landeten alle deutschen Eurofighter am Ende ihrer Reise aus Europa sicher auf der Eielson Air Force Base. Auf dem Weg dorthin fanden Luftbetankungen durch die Airbus A330 MRTT-Tankflugzeuge der Multinational MRTT Unit und ein Stopp in Goose Bay, Kanada statt. „Am Anfang gab es einige Hürden zu überwinden. Wir mussten zum Beispiel ein paar Geräte austauschen. Es lag aber alles im Rahmen einer normalen Übung“, sagt René. Sebastian fügt hinzu: „Unser Ziel war es, alle Flugzeuge ohne große Probleme an das geplante Ziel zu schicken und sie bei Arctic Defender 24 einzusetzen. Das haben wir geschafft.
 

Nächste Stationen: Japan und Australien

„Ich bin wirklich froh, Teil dieser Übung zu sein und dabei zu helfen, die Flotte auf Kurs zu halten“, sagt René. Dasselbe gilt für Sebastian: „Ich bin sehr stolz darauf, Teil des Teams zu sein, das sich für den technischen, logistischen und schließlich den gesamten Missionserfolg einsetzt. Bei einer Übung wie dieser kommt alles zusammen und jede Maßnahme muss in kürzester Zeit durchgeführt werden.“ Das sind nun die besten Voraussetzungen für die nächsten Stationen und Übungen von Pacific Skies: Nippon Skies in Japan und Pitch Black in Australien.

Flugzeuge und Helikopter von Airbus im Einsatz bei den französischen, deutschen und spanischen Luftstreitkräften während Arctic Defender. Copyright: Airbus Defence and Space GmbH 2024